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Die Schweizer Holzwirtschaft im politischen Umfeld
   


In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Schreiner nach wie vor ein Holzberuf, und die Schreinereien stellen gesamthaft mit fast 50'000 die grösste Beschäftigtenzahl und auch den stärksten Einzelverband der Holzkette.

Stärke und Grösse verpflichtet, das ist gute Schweizer Tradition. Damit meine ich die Verpflichtung, im Verbund einen Beitrag zu leisten, damit auch andere Holzkettenglieder teilhaben, bis zurück zum Wald. Wir Schreiner tun das nicht aus purer Selbstlosigkeit, denn wir profitieren ja auch von den übrigen Gliedern in der Holzkette: Gerade die Holzver-wendung aus der eigenen, sorgfältigen Waldpflege gibt uns die grössten ökologischen Bonuspunkte.
Trotz allem: Die Zukunft einiger Holzkettenglieder ist nicht gerade rosig, und es ist an der Zeit, dass sich die Politik ernsthafter mit der Situation unserer Holzbranche befasst, gerade auch im ländlichen Raum, wo die Holzwirtschaft einer der wichtigsten Arbeitgeber und Ausbildner ist.

Zuviel Staat im Wald?
Wieviel muss, soll, darf der Staat tun? Ist wirklich jeder Schutzwald ein solcher, oder in einzelnen Kantonen „ringer“ als im anderen, weil der Kantonsoberförster A im Subventionskurs war, der Kollege B aber auf Selbsthilfe setzt?
Kantonsgrenzen und Amtsstellen haben im Wald eine ungleich höhere Bedeutung als in den nachgelagerten Holzver-arbeitungsstufen. Etwas boshaft: Man hat genug mit sich selber zu tun. So wie der Schreiner manchmal etwa vergisst, woher sein Rohstoff kommt, denkt der Förster leider noch zu oft nicht über den Waldrand hinaus.
In der Politik ist das Seilziehen um den Wald sehr gross: Alle erdenklichen Schützer und Nutzer haben ihre eigene Vorstellung vom Wald und tragen sie auch lautstark vor. Im Idealfall erledigen sich die Vorstellungen selber. Zum Beispiel, wenn im Mittelland, wo viele Leute lieber weniger Fichten sähen, eine Wildbiologin dann wieder Fichtenunterwuchs als Rückzugsraum und Ideal-Kinderstube für das Schwarzwild fordert....
Die Mitsprache der Anspruchsgruppen und der grosse Staatseinfluss haben ganz wesentlich damit zu tun, dass es bei uns keine grossen Waldbesitzer gibt, die vom Wald leben müssen. Selbst der bäuerliche Waldbesitz trägt kaum fünf Prozent zum Einkommen der betroffenen Landwirte bei. Ohne ein entsprechendes unternehmerisches Interesse steht auch die Interessenvertretung auf schwachen Füssen!

Mit einer Motion „Aktive Ressourcenpolitik Holz“ habe ich verlangt, dass im Hinblick auf ein revidiertes Waldgesetz wieder mehr Rohstoffbewusstsein und Wettbewerbselemente in den Wald kommen, und das Denken über den Waldrand hinausgehen soll. Zusammen mit den kürzlich bekannt gewordenen massiven Budgetkürzungen im Forstbereich wird meine Motion hoffentlich dazu beitragen, die Zukunft der Forstwirtschaft zu sichern. Die Waldbewirtschaftung soll nicht etwa aufgegeben, sondern auf zukunftsfähigere Weise fortgesetzt werden.
Dazu gehören das Loslösen der Bewirtschaftungseinheit von den zu engen Eigentumsgrenzen und der Einsatz moderner Maschinen.

Sägereisterben ohne Ende?
Die Zeiten sind wohl endgültig vorbei, als es im Emmental und Entlebuch mehr Sägereien als Käsereien gab (wobei im Moment auch letztere unter Druck gekommen sind), und die Schulhäuser im Vergleich geradezu selten waren. Nein, die Zahl der Sägereien schrumpft um etwa fünf Prozent pro Jahr, halbiert sich also etwa alle 13 Jahre. Heute haben wir noch etwa 400 Betriebe mit 3’500 Beschäftigten. Die Sägereien sind mit offenen Grenzen konfrontiert, spüren also die Nachteile des starken Frankens und leiden auch unter Wettbewerbsverzerrungen. In der Hauptbaumart Fichte gibt es bei uns aber auch Kostenprobleme: Grossbetriebe haben Kostenvorteile und können die notwendig gewordenen Investitionen in die Veredelung viel besser amortisieren. Ein Drei- oder Vierschichtbetrieb, wie im Ausland gang und gäbe, ist in unserem kleinen Land mit sieben Millionen Nachbarn kaum möglich. Das führt letztlich, entgegen dem Bild des hierzulande eigentlich günstigen Geldes, zu höheren Kapitalkosten pro Kubikmeter Produkt als im Ausland. Immerhin haben die Schweizer Säger – nicht zuletzt unter dem Druck der qualitätsorientierten Schreiner – schon früh in die Veredelung investiert und sich damit auch Verfahrenswissen erworben.


   
Ausgesuchte Laubhölzer und die Top- oder eben Schreiner-Qualitäten beziehen wir gerne beim Schweizer Säger, denn er ist darin geübt, aus dem vielfältigen Schweizer Holzarten-Potpurri das Beste herauszufilettieren. Die allerbeste Ware hat nicht nur wegen dem Sortieraufwand ihren Preis, sondern auch deshalb, weil sie kaum fünf Prozent der Menge ausmacht. Wäre es nicht interessant, Strukturmerkmale wie Äste vermehrt ästhetisch in unserer Arbeit einzusetzen – genau diese Merkmale machen ja aus jedem Stück Holz ein Unikat, währenddem wir mit dem „astfrei“ fast kunststoffähnlich und langweilig sind!

Holzenergie wird immer wichtiger
Bei jedem Eingriff im Wald fällt Holz an, das nur als Energieholz verwendbar ist. Auch Abschnitte, Staub, Rinde und teilweise Sägemehl aus der Holzverarbeitung genügen nicht für die Herstellung von Papier oder Holzwerkstoffen. Wer zu weit von diesen Werken entfernt liegt, erwägt selbst für die besseren Industrie-holzsortimente eine energetische Nutzung – erst recht, wenn er damit eine Trockenkammer betreiben kann. Mit der Realisierung von Holzfeuerungen entstehen langfristig sichere Absatzkanäle mit stabilen Preisen. Zudem sind der Aufarbeitungsaufwand und die Anforderungen an die Holzqualität beim Energieholz am geringsten.
Wo stehen wir heute? Energieholz hat in den letzten Jahren trotz schwieriger konjunktureller Rahmenbedingungen und einem harten Konkurrenzkampf laufend Marktanteile gewonnen. Dies auch dank der Förderung der Anlagen durch die öffentliche Hand. Besonders zu erwähnen ist das Lothar-Förderprogramm, das wesentlich zur Zunahme der Anlagenbestände in den letzten zwei Jahren beigetragen hat. 2002 nutzten die in der Schweiz instal-lierten Holzfeuerungen über zwei Millionen Kubikmeter Holz. Sie substituieren damit etwa 400'000 Tonnen Heizöl. Dies entspricht einem Zug mit 6'000 vierachsigen Kesselwagen. Unserer Atmosphäre bleiben dank der Holzenergie jedes Jahr 1,2 Millionen zusätzliche Tonnen Kohlendioxid (CO2) erspart. Damit leistet Energieholz nicht nur einen entscheidenden Beitrag an die Schweizerischen Ziele in der Energie- und Klimapolitik, sondern auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen.
Wie geht es weiter? Der heutigen Jah-resnutzung von über zwei Millionen Kubikmetern Energieholz steht ein zusätzliches, kurz- bis mittelfristig verfügbares Potential von zwei bis zweieinhalb Millionen Kubikmetern gegenüber. Das theoretische Potential liegt gesamthaft gar bei über fünf Millionen Kubikmetern.

Die Holzbauer...
… sind längst keine Bauern mehr. Sie haben in den 90er Jahren eine Erfolgsstory mit dem modernen Holzhausbau erlebt. Die Architekten waren von den vorgefertigten Elementen und der raschen Bauweise sehr beeindruckt und nicht etwa an den Rand gedrängt wie vom Typen- oder Fertighaus. Und mittlerweile braucht ja jeder Architekt seine Referenz in Holz. Der Schreiner könnte boshaft denken, wenn die Bauherren doch nur weiter dem Beton treu blieben, dann hätten sie mehr Hunger auf Holz in der Küche, im Innenausbau, und so weiter....
Nein, wir Schreiner mögen dem Holzhaus natürlich den deutlichen Marktanteilsgewinn von ehemals weniger als fünf auf ca. 15 Prozent am Neubau gönnen. Die Zimmerleute haben ohnehin schon wieder zu kämpfen, weil der Bau auf schwachem Niveau stagniert und weil die Vorfertigungskapazitäten weit schneller gewachsen sind als die Nachfrage. Dieser, wie auch unserer eigenen Branche ist am meisten geholfen, wenn der Holzverbrauch steigt – sei es mit intensiverer Holzwerbung, sei es mit dem Überwinden von Vorschriften und Ängsten rund um das brennende, das verwitternde bis faulende und dazu un-genügend schall-hemmende Material...

Wer Wald will, muss auch Holz wollen
Im Ernst: Vielfach habe ich den Eindruck, dass alle Leute zwar Wald wollen, sich aber nicht bewusst sind, dass es den Wald, wie er von der Gesellschaft gewünscht wird, ohne Holznutzung langfristig nicht geben wird.

Fazit:
Erst wenn der Absatz am Schluss der Holzkette steigt, nimmt logischerweise auch die Nachfrage am Anfang zu. Somit ist und bleibt es das übergeordnete Ziel aller in der Holzkette verbundenen Glieder, den Absatz mengenmässig auszuweiten. Die damit verbundene Botschaft, dass Wald und Holz zusammengehören wie Zwillinge, ist noch viel stärker hinauszutragen in die ganze Gesellschaft.

 
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